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Mischinfektionen benötigen ein systematisches Vorgehen

Die Kenntnis der Diagnostik und Mikrobiologie vorausgesetzt können Erreger leicht gefunden werden. Dies ist aber nicht selbstverständlich. Es setzt von der Probengewinnung bis zur Laboranalyse ein zielführendes Vorgehen voraus. Wegen der Wechselwirkungen zwischen Erregern kann gerade dies sehr entscheidend sein, soll die Therapie nicht scheitern, sondern verträglich und erfolgreich ablaufen.

Die gleichzeitige richtige Behandlung multipler Infektionen erfordert fundierte Erfahrungen der mykologischen Diagnostik und Therapie. Infektionen mit sog. mikroskopisch großen Erregern (wie Parasiten), mit Pilzen (pathogenen Hefen) und krankmachenden Bakterien können teils ähnliche oder gleiche Krankheiten erzeugen.

Dies gilt insbesondere für die häufig vorkommende gleichzeitige Infektion mit Helicobacter pylori und mit pathogenen Hefen wie z. B. Candida albicans. Beide sind für ähnliche Beschwerden verantwortlich. Es ist sinnvoll, nach beiden Erregern zu suchen – und dabei andere Personen wegen der Gefahr wechselseitiger Infektionen („Ping-Pong-Effekt” bei Partnern) einzubeziehen!

Ursachenmedizin gegen Therapieversagen

Ohne die Behandlung der Hefen misslingt oft die Therapie gegen die Bakterien. Denn Achtung! Antibiotika, die z. B. zur Behandlung von H. pylori eingesetzt werden, führen unmittelbar zur Vermehrung von Hefen. Der Triggerfaktor der Hefen ist entscheidend für ein Versagen einer Therapie mit eigentlich wirksamen Antibiotika gegen die Bakterien.

Dieses Versagen bestimmter Antibiotika gegen Bakterien lässt sich nicht durch Ausweichen auf andere Antibiotika kompensieren. Denn die Ursache liegt in der Mischinfektion. Kommt es unter der Behandlung der Bakterien zu einer erheblichen Zunahme der Hefen, dann sind dies Komplikationen, die durch systematische Behandlung einfach zu vermeiden sind.

Die Symbiose zwischen den Erregern beachten!

Problemkeime wie z. B. bestimmte Staphylokokken, Staph. aureus, Klebsiellen und andere, sogenannte Beta-Lactam-Bildner, vermehren sich im Umfeld von Hefen ohne Antibiotika stabil. Bei fortgeschrittenen Krankheitsbildern sind diese Erkenntnisse von sehr großer Bedeutung. Werden sie nicht berücksichtigt, dann können Komplikationen auftreten, die nicht mehr beherrschbar sind.

Zwischen manchen Bakterien und pathogenen Hefen bestehen regelrecht Symbiosen. Deren Umstände sind wissenschaftlich nicht vollständig geklärt, aber die Behandlungserfahrungen sind eindeutig. Bleibt dies unberücksichtigt, dann kann die Resistenz von Erregern gegen Antibiotika verstärkt werden.

Prof. Friedrich Staib † (Robert-Koch-Institut) wies bereits nach, dass sich Staphylokokkus aureus direkt im Umfeld der Candida albicans (hier in der Mundhöhle und im Darm) stark vermehrt. Er und andere wiesen auch darauf hin, dass bei Beseitigung der Hefen sich die meisten Staphylokokken deutlich reduzieren oder nach einer gewissen Zeit nicht mehr nachweisbar sind, ohne dass es einer gesonderten Therapie dafür bedarf. Hier liegt – Fachleute werden es erkennen – eine große Chance auch für die Vermeidung lebensbedrohlicher Formen der Sepsis im Intensivmedizin-Bereich, etwa auf Intensivstationen.

Bei der Therapie von Mischinfektionen kann man sich diese Erkenntnisse zunutze machen und die Quote der Therapieerfolge, die Verträglichkeit und die Nachhaltigkeit der ganzen Behandlung verbessern.