An diesen Behandlungserfolgen von chronischen Schlafstörungen gibt es nichts zu rütteln. Beobachtungsstudien der modernen westlicher Medizin und der Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) hatten bereits Hoffnungen auf Fortschritte bei der Behandlung von Schlafstörungen geweckt. Nun zeigt das Monitoring von Behandlungserfolgen, dass die Hoffnungen sich voll und ganz erfüllen können. Immerhin führte die kombinierte ursächliche Behandlung der Magen-Darm-Erkrankungen mit fachmedizinischen und komplementärmedizinischen Maßnahmen in sehr vielen Fällen zu erheblichen Verbesserungen des Schlafs: Bei 76 Prozent der beobachteten 113 Patienten kam es zu guten bis sehr guten Erfolgen. Und, auch das hat das Behandlungsmonitoring ergeben, soziale respektive finanzielle Gesichtspunkte können ebenfalls eine Rolle spielen – doch der Reihe nach.
Von August 2018 bis April 2022 wurden nach einjähriger Vorbereitungszeit bei Patienten des Ärztehauses Mitte in Berlin zwei Beobachtungsstudien zu Ursachen chronischer Schlafstörungen durchgeführt:
Untersuchung des Zusammenhangs von Schlafstörungen, infektbedingten Magen-Darmerkrankungen und Organfunktionsstörungen (Beobachtungsstudie im Ärztehaus Mitte Berlin, Deutschland, unter Leitung von Dr. Sebastian Pfeiffer, Facharzt für Immunologie und Laboratoriumsmedizin) und
Diagnostikbeobachtungen der Traditionellen Chinesischen Medizin zu Organfunktionsstörungen bei Patienten mit Schlafstörungen und Infektionen (Beobachtungsstudie in der Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin Wang-Xie Berlin, unter Leitung von Bei Wang, Oberärztin (Shanghai) und Heilpraktikerin.
Die Behandlung der diagnostizierten Krankheitsbilder (insbesondere in Form von Infektionen, Organfunktionsstörungen, Verdauungsstörungen und Schlafstörungen) erfolgte auf Wunsch der Patienten durch Kombination fachmedizinischer und komplementärmedizinischer Therapie. Auch die Erfolgskontrolle der Behandlungen erfolgte auf Wunsch und mit Einverständnis der Patienten.
Die Beobachtungen der oben genannten Studien zu den Ursachen von Schlafstörungen hatten bei den 166 untersuchten Patienten sehr hohe Prozentsätze von Verdauungsstörungen, Organfunktionsstörungen und Infektionen ergeben.
So wurden z. B. bei 70 Prozent der Patienten der Studien Infektionen mit pathogenen Hefen gefunden, bei 24 Prozent Infektionen mit Heliobacter pylori und bei 17 Prozent Mischinfektionen.
Störungen der Nierenfunktionen waren bei 95 Prozent der Patienten beobachtet worden, der Milzfunktion bei 42 Prozent. 20 Prozent hatten eine kombinierte Nieren-Milz-Funktionsstörung aufgewiesen. Entsprechend gestaltete sich die Behandlungskombination, durchgeführt im Ärztehaus Mitte in Berlin und in der TCM-Praxis Wang-Xie, Berlin.
So wurde etwa zwecks Stoffwechselstabilisierung und Organstärkung die Behandlung der Infektionen mit Antibiotika durch Einnahme chinesischer Kräuter und Tees unterstützt sowie durch eine individuelle Ernährungsberatung. Spezielle TCM-Tees und Kräuter wurden zur Behandlung körperlicher Prozesse eingesetzt, die zu chronischen Schlafstörungen führen können. Diese Störungen sind also das Resultat einer fortschreitenden Kettenreaktion. Die ursächliche Behandlung umfasste die infektbedingte Milz-Überbelastung und in der Folge Nieren-Überbelastung (Milz-Nieren-Yin-Schwäche) sowie resultierende Verdauungsstörungen und andere Organfunktionsstörungen (Leber und Herz). Diese Therapien wurde bei den Patienten als Alternative zu symptomorientieren Behandlungen (etwa durch Schlafmittel) oder anderen Maßnahmen der Schlafmedizin (von unterstützter Atmung bis zu Psychotherapien) durchgeführt.
Es wurden über einen Zeitraum von einem Jahr standardisierte Online-Monitorings sowie telefonische Befragungen durchgeführt. Die Monitorings begannen in der Regel eine Woche nach Behandlungsbeginn, die ersten drei Monitorings in wöchentlichem Abstand, dann vierzehntägig, dann bis Ende des sechsten Monats monatlich. Vor dem abschließenden Monitoring nach einem Jahr wurden die Patienten zudem zwischen dem sechsten und zwölften Monat monatlich angerufen und auf Basis des Fragebogens nach ihrem Befinden und ihren Lebensumständen telefonisch befragt.
Es zeigte sich, dass der Behandlungserfolg durch integrierte Ursachenmedizin von einer kontinuierlichen Compliance der Patienten über einen längeren Zeitraum abhing. Entsprechend konnte beobachtet werden: Bei 90 Patienten mit hoher Compliance führte die Behandlung bei 87 Prozent zu guten bis sehr guten Verbesserungen des Schlafs; bei 23 Patienten mit geringer Compliance wiesen nur 35 Prozent gute bis sehr gute Besserungen auf.
Das Monitoring der Behandlungserfolge bestätigt die Vermutungen, dass chronischen Schlafstörungen durch körperliche Störungen verursacht werden können. Es zeigt, dass ihre Behandlung sowohl zu einer Verbesserung des Schlafs führten, als auch zu einer Verbesserung der Verdauung und des Gesamtzustandes. Damit wird durchgeführte schonende Therapie zur Alternative für konventionelle Behandlungen, die häufig chronische Verläufe von Schlafstörungen nicht verhindern können.
Die Compliance der Patienten hat am Erfolg integrierter Behandlungen einen großen Anteil. Die Gründe für mangelnde Compliance sind oft individuell und generell vielschichtig. Es ließ sich aber erkennen, dass eine kontinuierliche Begleitung der Patienten bei der Behandlung wichtig war. Auch die Unterstützung der Ärzte bei der Koordination medizinischer und komplementärmedizinischer Maßnahmen (wie durch den Normamed-Service im Ärztehaus Mitte erfolgt) erwies sich als wichtiger Faktor.
Die Compliance wurde allerdings durch finanzielle Gründe behindert: Da Kassen die Kosten für Behandlungen der integrierten Medizin und der TCM teils nicht übernehmen, waren diese Kosten für manche Patienten ein Grund für den vorzeitigen Abbruch von Behandlungen, obwohl diese von ihnen prinzipiell als sinnvoll und förderlich für ihre Schlafqualität und allgemeine Gesundheit erkannt wurden. Immer wenn finanzielle Gründe eine Rolle spielten, wurde bei Besserungen des Befindens auf Ausgaben verzichtet – auch wenn dies einen nachhaltigen Erfolg der Behandlung gefährdete. Hier zeigte sich, dass Vorgaben zur kassenärztlichen Versorgung eher auf Symptombehandlungen zielen als auf Ursachenbehandlung.