Die Zungendiagnostik findet teils in der westlichen aber deutlich verfeinert in der östlichen Medizin Anwendung. Sie ist im Schwerpunkt eine Untersuchungstechnik der Traditionellen Chinesischen Medizin. Im Rahmen der Normamed-Diagnostik spielt sie eine wichtige Rolle, beispielsweise auch bei der Beobachtung feiner Veränderungen der Organfunktionen. Ebenso liefern oftmals auffällige helle Beläge sichtbare Hinweise auf Krankheitsbilder wie z. B. Hefepilzinfektionen.
Veränderungen in Farbe, Form und Belag können auf Störungen im Organismus hinweisen. Grund dafür ist die intensive Vernetzung von Mundhöhle und Zunge mit dem Gehirn. Die Zunge ist über vier Nerven sowohl mit dem Gehirn als auch mit inneren Organen verbunden. Diese sind für die Empfindung von Hitze, Kälte, Schmerz und Geschmack verantwortlich.
Blassrosa, leicht feucht glänzend oft mit einem weißlich-klaren Belag überzogen: So ist das Erscheinungsbild der normalen Zunge. Abweichungen davon in Form, Belag, Farbe, Feuchtigkeit usw. sind für den erfahrenen TCM-Arzt Hinweise auf Störungen der Organfunktionen.
Bei einer Störung der Milz ist die Zunge geschwollen und in der Mitte der Zunge zeigt sich eine Kerbe. An Veränderungen in bestimmten Zungenregionen kann erkannt werden, wie Organfunktionen beeinträchtigt sind. Da die Zunge sehr schnell auf Störungen der Organe reagiert, ist die Zungendiagnostik – neben der Mund-Rachen-Anamnese – eine wichtige Methode, um etwa die Wirksamkeit von therapeutischen Maßnahmen zu prüfen. Auch kann die Zungenbetrachtung einen (mikrobiologisch zu prüfenden) Infektionsverdacht ergeben: Eine Furche oder Kerbe in der Mitte der Zunge weisen auf eine Magenstörung hin, wie sie sehr oft durch eine Infektion mit Helicobacter pylori verursacht wird. Es ist ratsam, dies ärztlich untersuchen zu lassen. Dies ist ein gutes Beispiel für die Kombination von westlicher Fachmedizin und TCM in der Normamed-Diagnostik.
Ohne das Lesen und Bewerten der Zungenveränderungen würde der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ein wesentliches Element der Diagnostik fehlen.
Neben dem Fühlen des Pulses ist die Zungendiagnostik die wichtigste Methode der Diagnostik und Betrachtung des Verlauf von Krankheiten.
Sicherheit erlangt man laut Lehrplan des Studiums der chinesischen Medizin darin, wenn man sich 15 000 bis 20 000 Zungen genauer angesehen hat. Dies ist sicher auch ein Grund, warum die Zungendiagnostik in der mitteleuropäischen Naturheilkunde und in der hier angewandten TCM nicht sehr verbreitet ist, obwohl sie wichtige Ansätze liefert und man mit ihrer Hilfe Geld im Gesundheitssystem einsparen könnte.