Kombination beider Medizinsysteme könnte Fortschritte bei der Behandlung von Schlafstörungen bringen
Chronische Schlafstörungen und Infektionen treten sehr häufig mit multiplen Organfunktionsstörungen auf. Dieses Ergebnis einer Studie der modernen westlichen Medizin wird auch durch eine Beobachtungsstudie der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bestätigt. Die TCM-Studie legt auch die Vermutung nahe, dass Schlafstörungen durch antimikrobielle Therapie in Verbindung mit TCM-Maßnahmen vermieden werden können. Eine frühzeitige Behandlung von Milz-Nieren-Yin-Schwäche könnte die Kumulation von Organfunktionsstörungen verhindern und damit Schlafstörungen vorbeugen. Die Verbindung von TCM und moderner westlicher Medizin und die Kombination mit der Mikrobiologie würde damit auch aus Sicht der TCM-Studie Fortschritte bei der Behandlung von Schlafstörungen bringen.
166 Patienten mit chronischen Schlafstörungen wurden – parallel zur einer allgemeinmedizinischen, labormedizinischen und mikrobiologischen Diagnostikbeobachtung – durch TCM-Diagnostik mit Ansicht, Anamnese, Puls- und Zungendiagnostik untersucht. 79 Prozent der untersuchten Patienten wiesen Infektionen auf, 92 Prozent Verdauungsstörungen.
Chronische Schlafstörungen stehen am Ende eines körperlichen Prozesses. Sie sind das Resultat einer fortschreitenden Kettenreaktion. Dabei kann eine infektbedingte Milz-Überbelastung zu einer Nieren-Überbelastung (Milz-Nieren-Yin-Schwäche) führen. Damit verbinden sich Verdauungsstörungen und weitere Organfunktionsstörungen (Leber und Herz) in Wechselwirkungen. Aufgabe der TCM-Studie war es, die Prozesse und ihre Wechselwirkungen hinsichtlich der Reihenfolge ihrer Abläufe zu untersuchen und den Zusammenhang zwischen chronischen Schlafstörungen und Organfunktionsstörungen aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin zu beobachten.
Häufigkeit der bei den 166 beobachteten Patienten der Studie gefundenen kombinierten Organfunktionstörungen durch Untersuchungen der TCM in Prozent
Im Ergebnis der TCM-Beobachtungen fanden sich Störungen der Nieren (bei 95 Prozent der Patienten), der Leber (bei 58 Prozent), der Milz (bei 42 Prozent) und des Herzens (23 Prozent). In Kombination wurden Schwächen beobachtet bei Nieren- und Leber (27 Prozent), Nieren und Milz (20 Prozent), Nieren und Herz (zehn Prozent); Nieren, Milz und Leber (18 Prozent), Nieren, Leber und Herz (zehn Prozent) und Nieren, Milz und Herz (zwei Prozent).
Die TCM-Studie leistet einen Beitrag zu einer erstmaligen parallelen diagnostischen Beobachtung von Patienten mit Schlafstörungen und Infektionen durch die moderne westliche und die Traditionelle Chinesische Medizin. In diesem Zusammenhang weist sie auch auf die Möglichkeiten der Kombination beider Vorgehensweisen bei komplexen Krankheitsbildern – wie in diesem Fall der Schlafstörungen – hin. Sowohl für die Diagnostik als auch für die Therapie ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten für Patienten mit oft langen Leidensgeschichten.
In Hinblick auf die nachhaltigen Therapien gilt es insbesondere Wechselwirkungen, Funktionskreise, Ursachenketten und vielfältige Faktoren zu berücksichtigen, die am Ende zu chronischen Schlafstörungen führen. Insbesondere für den Zusammenhang von Infektionen und Organfunktionsstörungen, die sich oft in Verdauungsstörungen und infektbedingten Magen-Darm-Erkrankungen manifestieren, gibt es in beiden medizinischen Systemen weder eine Gesamtdiagnostik noch integrative Therapien der Gesamtursachen.
Die Diagnostik der traditionellen chinesischen Medizin kann bildgebende Verfahren und insbesondere „Momentaufnahmen“ des körperlichen Zustandes von Patienten ergänzen. Durch ihre Puls- und Zungendiagnostik kann sie Zusammenhänge im Körper, Zusammenwirken von Organen im Sinne von Funktionskreisen, oft besser beschreiben, als es die punktuelle, oft nur quantitative Einzelbestimmung von Werten kann.
Im Labor können Nierenwerte bestimmt werden. Eine Betrachtung von Nierenschädigungen (etwa des Parenchyms) ist durch Sonografie möglich und wenige Nierenwerte können bestimmt werden. Die mykologische Auswertung von Stuhl- und Mundproben weist z. B. eine Infektion mit einer pathogenen Hefe nach. Aber Bestimmung etwa des Nieren-Qis in Verbindung mit dem Milz-Qi oder die Beobachtung einer Milz-Nieren-Yin-Schwäche kann Hinweise auf Störungszusammenhänge geben, die durch Laboranalytik und Bildbetrachtung alleine nicht auffindbar sind.
Der Traditionellen Chinesischen Medizin stehen mit Puls- und Zungendiagnostik sehr schonende, häufig einsetzbare Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Eine gute Ergänzung zu den Momentaufnahmen des körperlichen Zustands durch Ultraschall oder Labormedizin
Ob die Kombination der Untersuchungen von moderner westlicher Medizin und TCM auch bei der Behandlung von Infektionen und Organfunktionsstörungen funktionieren kann? Dies war nicht Gegenstand der TCM-Beobachtungsstudie. Aber das Monitoring der anschließenden Behandlungen legt dies laut einer metaanalytischen Betrachtung nahe.